Die richtigen Fragen - oder: auf was man beim Kauf achten sollte....

Mal ehrlich - süß sind sie alle, oder ?

Aber der Auswahl des richtigen Welpen und des passenden Züchters gilt es viele Dinge zu beachten:

1. Züchtet der Züchter das, was ich suche?
Damit meine ich nicht die Rasse, Geschlecht oder Farbe.
Innerhalb einer Rasse gibt es große Unterschiede. Es gibt Züchter, deren Linien auf Ruhe, Gelassenheit und Anspruchslosigkeit selektiert sind, und die tolle Fasmilienhunde oder Therapiehunde abgeben. Diese Hunde sind oft perfekt für Anfänger, aber manchmal begrenzt in ihrer sportlichen Leistung.
Und es gibt Züchter, die wie ich, überwiegend Sport- und Arbeitshunde züchten. Diese Hunde sind perfekt für erfahrene Hundehalter mit sportlichen Ambitionen, die bereits einen oder mehrere Hunde ausgebildet haben.
Den Anfänger überfordern sie mit ihrer Energie oft - es ist, als würde man in der Fahrschule direkt mit einem 600PS Rennwagen beginnen. Was dem Könner Freude macht, überfordert den Anfänger maßlos und führt zu Frustration beim Menschen und Fehlverhalten beim Hund.
Zwischen beiden Extremen gibt es eine Vielzahl Hunde, die mehr in die eine, oder mehr in die andere Richtung tendieren.
Es lohnt sich also genau hinzuschauen:
Welchen Charakter haben Eltern, Großeltern, Urgroßeltern?
Was ist über diese Linien bekannt?
Wie ist die Eigenleistung der Eltern- in welchem Bereich werden sie eingesetzt?
Wie zeigen sich die Elterntiere beim Besuch - freundlich aufgeschlossen, zurückhaltend interessiert oder ängstlich?
Wie haben sich die Elterntiere bisher vererbt? In Welchem Bereich wird die Nachzucht eingesetzt?
Ein guter Züchter kann zu jeder Fragen umfassend Auskunft geben und ggf auch Fotos und Videos von den Vorfahren zeigen.

2. Wieviel Erfahrung hat der Züchter?
Ein langjähriger Züchter kennt seine Linien, kennt seine Hunde und kann dementsprechend sehr genau beraten, welcher Welpe vermutlich für welchen Bereich am bessen passen wird.
Je genauer der Käufer definieren kann, wie das Lebensumfeld des Welpen aussehen wird, wie viel Zeit für sein Training tatsächlich täglich zur Verfügung steht, ob der Welpe ehr sportlich eingesetzt oder ein Therapiehund werden soll, desto einfacher ist es für den Züchter, den passenden Welpen zu empfehlen.
Auf diese Empfehlung sollte man dringend hören, denn niemand kennt die Welpen so gut wie der Züchter, auch wenn es nicht die Lieblingsfarbe oder Geschlecht ist...
Fühlt man sich mit dem Vorschlag gar nicht wohl, dann ist es besser, auf einen späteren Wurf zu warten.
Ein guter Züchter hat hierfür Verständnis...

3. Wie präsentiert sich die Zucht bei der ersten Begegnung?
Viel Unglück hätte schon verhindert werden können, wenn die Käufer von Anfang an aufmerksamer gewesen wären...
Ein absolutes NoGo:
Die Welpen werden im Garten im kleinen Gehege präsentiert, es gibt keinerlei Möglichkeiten das Haus zu betreten oder dort mal kurz auf die Toilette zu gehen.
Natürlich möchte ein Züchter nicht ständig fremde Leute überall im Haus rumlaufen haben, dass ist nur zu verständlich.
Aber ein Toilettengang im Haus sollte kein Problem darstellen.

Auch ein Treffen bei gutem Wetter draußen im Garten ist toll, wenn das Umfeld stimmt.
Werden aber die Welpen in einem Garten in einem kleinen Welpengehege präsentiert, sollten die ersten Alarmglocken läuten.
Gute Züchter haben sowohl im Haus, wie auch draußen welpengerechte, sicher eingezäunte Bereiche, die mit viel Spielzeug und Animation für die Welpen ausgestattet sind - ähnlich einem guten Kindergarten. Sie erscheinen sauber und gepflegt.
Man sieht - hier wachsen Welpen auf und der Bereich wird regelmäßig genutzt. Er dient nicht nur dem kurzen Parken der Welpen zur Besichtigung.
Die Welpen und die erwachsenen Hunde sind voneinander getrennt und purzeln nicht alle durcheinander.
Eine XXL Gruppe Hunde jeden Alters und Geschlechts hat nicht mit seriöser Zucht, Aufzucht oder Sozialisierung zu tun, sondern zeigt mangelnde Übersicht und Umsicht, denn solch eine Haltung birgt ein enormes Verletzungsrisiko.
Haus und Hof sind sauber und ordentlich - schon beim Betreten darf man nicht das Gefühl haben, es sei schmutzig, unordentlich oder riecht sehr extrem nach Pipi und Hund.
Natürlich verursachen Hunde und Welpen Schmutz und Geruch, aber alles sollte sich absolut in Grenzen halten, gute Züchter schaffen das.
Auch das Gegenteil darf Mißtrauen erzeugen: ein extrem sauberes , geruchsfreies Haus erlaubt die Frage nach der Unterbringung der Hunde und Welpen.

Die Mutterhündin und ggf auch die anderen Hunde der Zucht müssen gezeigt werden können.
Nicht jede Mutterhündin ist mit Besuch bei ihren Welpen kompartibel, aber in diesem Fall können die Welpen kurzzeitig in einen anderen Raum gebracht werden, damit die Käufer die Mutter kennenlernen können.
Ohne die Welpen im Raum sollte die Hündin freundlich und zugänglich sein.
Auf Nachfrage sollte es möglich sein auch andere Hunde aus der Zuchtstätte sehen zu dürfen.
Der Zustand der Hunde lässt Rückschlüsse auf die Zucht zu - ist das Fell seidig und glänzend, sind die Hunde in gutem Ernährungszustand, sehen die Zähne sauber aus, fühlt man beim Steicheln Filzknoten im Fell?
Haben alle Hunde eine gute Bindung zum Züchter oder erscheinen sie ängstlich?
Wie wird mit ihnen umgegangen, erscheinen sie ausgebildet, gut erzogen und gehorsam?
Sieht man irgendwo Leinen und Geschirre? Jemand, der immer mit den Hunden unterwegs ist, hat diese griffbereit an der Tür hängen.
Wichtig ist immer, sich das Gesamtbild anzuschauen. Ist es stimmig und macht ein gutes Gefühl, oder läßt das Bauchgefühl einen zögern?
Gute Züchter setzten Käufer nicht unter Entscheidungsdruck. Es muss möglich sein, 1-2 Tage über die Kaufentscheidung nachzudenken. Dann sollte man allerdings auch dem Züchter seine Entscheidung mitteilen, damit dieser ggf weitere Interessenten einladen kann, falls man selbst nicht zusagt.
Für jeden Zuchthund sollten umfangreiche Gesundheitsuntersuchungen vorliegen und er sollte eine Zuchtzulassung seines Verbandes haben.
Diese sollte sich der Käufer stets im Orginal zeigen lassen - gute Züchter haben kein Problem hiermit.
Auf Wunsch sollte ein mehrfaches Besuchen möglich sein. Doch ein Züchter hat meist ein knappes Zeitmanagement, daher ist es völlig in Ordnung, wenn er für die Besuche eine bestimmt Zeit vorgibt und auch nur eine begrenze Zeit von ca einer Stunde hierfür einplant.
Schließlich wollen auch alle anderen Hunde versorgt werden und es kommen weitere Interessenten zu Besuch, die ebenfalls Zeit mit Welpen und Züchter verbringen möchten.
Bei einem guten Züchter findet der erste Besuch niemals vor der 3. Woche statt.
Warum nicht ?
Weil die Welpen noch zu klein sind, es viel Stress für Mutter und Welpen bedeutet und das Risiko, dass Krankheiten reingetragen werden, enorm ansteigt.
Erst ab der 3.-4. Woche zeigen sich langsam Typ und Charakter des Welpen und erst dann ist eine Auswahl sinnvoll.

4. Welche Reputation hat der Züchter ?

Google und Social Media helfen. Aber Achtung, wie überall können gute Bewertungen auch gekauft werden. 100 Stück für 20 Euro...  also genau hinschauen, ob die Bewertungen echt sind.
Bei Facebook besteht oft die Möglichkeit, mit dem einen oder anderen der Bewerter auch per Messenger direkt Kontakt aufzunehmen und mal nach zu fragen.
Viele Züchter haben Facebook Gruppen oder WhatsApp Gruppen, in denen man direkt mit anderen Welpenbesitzern des Züchters in Kontakt treten kann.
Besteht Unsicherheit, kann man auch in Facebook Gruppen für die Mini´s nachfragen. Gute Züchter nehmen es nicht krumm, wenn man sich vor dem Kauf rückversichert.
Gute Züchter züchten in Verbänden oder Vereinen für diese Rasse.
Eine Liste der verschiedenen Vereine und deren Papiere befindet sich HIER.

Sollte ein Züchter nur über eine Registerstelle wie ASCA, ASDR, MASCA oder AKC züchten, ist doppelte Vorsicht bei der Auswahl geboten, denn hier kontrolliert niemand die Qualität der Hunde oder die Zuchtstätte.
Nur Züchter, die über MASCE eV, EMSCD eV oder CASD eV züchten, unterliegen einer direkten Kontrolle und Überprüfung von Hunden und Zuchtstätte durch den jeweilen Verein.

5. Die Homepage - viele Würfe, wenig Hunde ?
Die Homepage ist das virtuelle Aushängeschild des Züchters. JEDER gute Züchter hat eine, denn dort sind alle wichtigen Informationen rund um den Züchter, die Zucht und die Hunde zu finden.
Es gibt keine aktuelle Homepage, oder gar keine Homepage? Dann doppelt genau hinschauen ..

Eine aussagefähige Homepage enthält sehr viele wichtige Informationen.
Aus ihr sollte sich das Zuchtziel des Zucht ergeben. Werden Familienhunde, Sporthunde oder Hütehunde gezüchtet?
Jede Zucht hat einen Schwerpunkt. Und niemand kann die Eierlegendewollmilchsau züchten.

Die Homepage zeigt die aktuellen Elterntiere und Zuchthunde, die geplanten Anpaarungen und aktuellen Welpen. Für die Zuchthunde sollten folgende Informationen als Minimum aufgelistet sein :
Zuchtbuchname des Hundes

Informationen zum Hund, wie Alter, Farbe, Größe, Charakter
Informationen zu den Auswertungen durch Röntgen und Gentests
Informationen, in welchem Verband mit diesem Hund gezüchtet wird bzw wo er die Zuchtzulassung bekommen hat.
Eine Kopie der Abstammung sollte dem Käufer jederzeit zugänglich gemacht werden.
Führen die Hunde Ausbildungskennzeichen wie BH VT, oder ist die Startklasse wie zB Agility A3 oder Obidience Klasse 1 angegeben, deutet dies drauf hin, dass der Züchter den Hund entsprechend ausgebildet und trainiert hat - immer ein gutes Zeichen.


Züchter haben in aller Regel ihre Zucht beim Veterinäramt angemeldet und genehmigt. Bei mehr als 3 intakten Hündinnen ist dies Pflicht. Die Homepage sollte auf die Genehmigung des Vet Amtes hinweisen.

VORSICHT ist geboten, wenn lediglich süße Fotos und ein Rufnamen erscheinen, aber der Zuchtbuchname und weitere Infos rund um den Hund fehlen. Hier sollte genau hingeschaut werden.
Ebenso wenn die Homepage veraltet ist, und die aktuellen Zuchthunde dort nicht auftauchen.

VORSICHT ist auch geboten, wenn wenig Hunde auf der Homepage sind, die Zucht klein und familiär erscheint,  aber regelmäßig Würfe fallen: Hier werden häufig die Hündinnen untergestellt, dh sie leben nicht beim Züchter, sondern werden nur für die Würfe aus ihrem Zuhause geholt, um einen Wurf beim Züchter zu bekommen, und gehen anschließend in ihr Zuhause zurück - bis zum nächsten Wurf. Eine äußerst praktische Sache für den Züchter, um mit wenig Aufwand und Einsatz maximalen Gewinn zu erzielen.
So etwas ist niemals im Sinne der Hündin und der Welpen, egal wie sehr es schön geredet wird.
Ein Indiz hierfür ist, dass sich keine Infos zur Hündin auf der Homepage finden. Hier sollten Käufer sehr gezielt nachfragen.

Eine Facebook Seite der Zucht ersetzt keine Homepage, denn der Käufer kann hier nicht gezielt nach Informationen schauen.
Sie dient lediglich der Präsenation und dem Verkauf.


6. Der Züchter sollte Ansprechpartner sein und bleiben
Einem guten Züchter kann man ein Loch in den Bauch fragen, bereits vor dem Kauf des Welpen und auch erst Recht hinterher.
Er wird immer Ansprechpartner sein und mit Rat und ggf auch Tat helfen, wenn es nötig ist.
Sollte es schon im Vorfeld schwierig sein, Informationen zu bekommen oder wirkt der Züchter genervt von Fragen, ist Vorsicht geboten. Diese Züchter sind nach dem Verkauf oft nicht mehr für die Käufer erreichbar.

 

7. Was kann ich tun, wenn ich unsicher bin?

Zunächst alle Fakten zusammentragen, die ein ungutes Bauchgefühl machen.
In rassespezifischen Facebook Gruppen kann man anonym nachfragen. Oder unter dem Klarnamen nachfragen, um PN bitten und die Kommentarfunktion ausschalten.
Beim jeweilen Verband nachfragen, ob der Züchter dort gelistet ist.
Bei ganz ungutem Bauchgefühl und fehlenden Informationen kann man ggf bei Veteriäramt vor Ort nachfragen, ob es sich um eine genehmigte Zucht handelt.
Im Zweifel ist es besser, Abstand vom Kauf zu nehmen und einen anderen Züchter zu suchen.